2018-11-07 - Die Volme

von Monika Raschke


Hagen nennt sich gerne selbst „die Volmestadt“. Wenn man als Bürgerin oder Bürger aber genau hinschaut, wendet die Stadt dem Fluss meist den Rücken zu.

Der Blick von der Marktbrücke zeigt das enge Korsett, in dem die Volme sich in der Innenstadt bewegt.
Der Blick von der Marktbrücke zeigt das enge Korsett, in dem die Volme sich in der Innenstadt bewegt.

Dabei gab es sehr positive Ansätze: Das Wehr an der Kaufmannsschule und das oberhalb der Marktbrücke wurden beseitigt und mit der Gestaltung des Rathauses sollten die Hagener und ihre Besucher an die Volme gebracht werden. Doch das geplante Café mit Aussicht auf den Fluss wurde nie realisiert.

Blick von der Rathausbrücke; links das Rathaus mit ungenutzter Terrasse (Fotos: Raschke)
Blick von der Rathausbrücke; links das Rathaus mit ungenutzter Terrasse (Fotos: Raschke)

Durchgängige Wege entlang des Flusses fehlen bislang. Der Fußweg im Flussbett vom Rathaus bis zur Kaufmannsschule wird kaum genutzt. Dabei kann man dort dem Lärm der Stadt ganz schnell entfliehen und findet sich unversehens in (den Relikten) einer Flusswildnis wieder. Vorhandene Straßen und Wege zeigen überwiegend Gebäuderückseiten. Ein „Erfahren“ des Heimatflusses mit dem Fahrrad ist bislang nicht möglich.

Beginn des Fußwegs am Rathaus
Beginn des Fußwegs am Rathaus

Die Volme entwässert ein Gebiet von rd. 430 km² Größe. Sie entspringt oberhalb von Meinerzhagen und nimmt unterhalb dieser Stadt bereits als noch kleiner Bach das erste Wasser aus einer Kläranlage auf. Mit dem gereinigten Wasser der Kläranlagen Kierspe, Volmetal (Lüdenscheid) und Schalksmühle kommen weitere größere Einleitungen dazu, die die Gewässergüte des Flusses beeinträchtigen. Daneben gibt es meist metallverarbeitende Betriebe, die direkt Wasser in die Volme leiten. Das sind viele Belastungen für einen Fluss, der bei Trockenheit relativ wenig Wasser führt. Die Großstadt Hagen tut dann noch das Ihre dazu.

Einleitung der KA Meinerzhagen – Der Bach führt weniger Wasser als der Kläranlagenablauf beisteuert (Foto: StUA Hagen)
Einleitung der KA Meinerzhagen – Der Bach führt weniger Wasser als der Kläranlagenablauf beisteuert (Foto: StUA Hagen)

Die Volmebewohner - Pflanzen, Algen, Fische und Kleintiere – spiegeln die Einflüsse wider. Der Flussabschnitt von Delstern bis zur Mündung erhält eine glatte 4 „unbefriedigend“ als Bewertung, der oberhalb gelegene hat sich sogar von 3 „mäßig“ bei der letzten Messaktion auf 4 verschlechtert.

 

Alle Gewässerbewohner sind an dem schlechten Ergebnis beteiligt. Während das Makrozoobenthos (Kleintiere) noch eine 3 erhält, sind die größeren Wasserpflanzen, die Algen bis auf die Kieselalgen und die Fische nur 4 „unbefriedigend“. Das gilt für beide Abschnitte. In der Innenstadt konnte man früher unter den Brücken Forellen beobachten. Jetzt habe ich schon lange keinen Fisch mehr gesehen.

 

Dass die Pflanzen sich in der Volme nicht mehr wohlfühlen, verwundert nicht. In der Volme sind die Nährstoffgehalte mit Phosphor zu hoch. Im unteren Abschnitt wies zeitweise sogar der Sauerstoffgehalt noch Defizite auf. Das ist inzwischen bei den Gewässern in NRW selten geworden, d.h. hier ist die Volme im Landesvergleich besonders schlecht. Auch der pH-Wert war bei einigen Messungen in beiden Abschnitten im roten Bereich. Zu hohe pH-Werte sind für Fischlaich tödlich.

 

Der Chemische Zustand ist nicht gut. Beide Abschnitte sind mit Cadmium belastet. Außerdem überschreiten drei polyaromathische Kohlenwasserstoffe (PAK) die Grenzwerte.

 

Silber (oberer Abschnitt), Kupfer und Zink (unterer Abschnitt) überschreiten die deutschlandweit geltenden Grenzwerte.Im Wasser sind daneben noch Blei, Cadmium und Bor überschritten.

 

Insgesamt 13 Arzneistoffe (Diclofenac, Ibuprofen, 2 Blutdrucksenker, 2 Antibiotika, 2 Röntgenkontrastmittel und weitere) überschreiten in der Volme die der Gewässerfauna und -flora zuträglichen Werte. Arzneistoffe werden in Kläranlagen bisher nicht oder nur unzureichend abgebaut und gelangen mit dem gereinigten Abwasser in die Flüsse.

 

Daneben sind noch 4 Industriechemikalien und 2 weitere PAK mit überhöhten Werten zu finden, wobei nicht alle Daten aus dem aktuellen Messzyklus stammen.

 

Die für einen Fluss wie die Volme typischen Fische, Kleintiere, Algen und Pflanzen werden nur dann wieder zurückkehren, wenn noch mehr Strecken renaturiert werden – auch oberhalb der Stadt Hagen – und wenn die Belastung mit Nährstoffen, Arzneistoffen und Schwermetallen weiter reduziert wird.