Feldlerche und Kiebitz brüten das erste Jahr nicht mehr in Hagen!

Endlich: Brutverdacht des Mittelspechtes in Hagen!

Der Schwarzstorch kommt!

Wo ist der Gartenrotschwanz?


Ein Kommentar zur Bestandssituation der

Hagener Vogelarten

Von Stephan Sallermann



Im Herbst des Jahres 2014 haben sich die Mitglieder der Avifauna-AG Hagen erstmalig zusammen gefunden und in einer Diskussionsrunde versucht, die Bestandstendenzen aller in Hagen zu beobachtenden Vogelarten festzustellen.

 

Die fünf Mitarbeiter dieser Gruppe stammen aus den drei Hagener Naturschutzvereinen NABU, BUND und dem Verein für Vogelschutz und Vogelkunde Hagen Herdecke e.V. Dieses Treffen soll zur alljährlichen Tradition werden. Nach dem Erscheinen des Buches „Die Brutvögel Hagens“ im Jahr 2009 sollen so die Bestände der Hagener Vogelwelt weiter aktualisiert werden. Weiterhin ist noch für das Jahr 2015 vorgesehen, eine Internetplattform zu erstellen, in der alle naturkundlich Interessierten ihre Vogelbeobachtungen aus unserer Region selbst eingeben können.

 

Es folgt nun eine Interpretation der voran gegangenen Bestandsaufnahme.

 

Bei den Schwimmvögeln, die bei uns im Bereich der beiden Ruhrstauseen überwintern, ist insgesamt eine anhaltende Zunahme zu verzeichnen. Das kann im Wesentlichen an der verbesserten Nahrungssituation liegen, die im Zusammenhang mit den dichten Wasserpestbeständen zu erklären ist. Seit dem es diesen Zustand gibt, ist zu erkennen, dass sich in dieser Hinsicht auf breiter Front etwas bewegt. Genannt werden hier z.B. die früher eher als Ausnahmearten geltenden Schnatter- und Pfeifenten. Vor dieser Zeit waren einige reine Tauchvogelarten allerdings stärker vertreten. Hier seien Tafelente, Reiherente, Gänsesäger und Kormoran genannt. Diese Arten profitieren offensichtlich nicht von dem, was die Wasserpestbestände so an Nahrung bereitstellen.

 

Bemerkenswert sind die Bestände der Gänse. Die hat es vor knapp 20 Jahren kaum gegeben. Die Graugans als heimische Art und die Kanadagans, als exotischer Neubürger (Neozoon) nehmen noch stark als Brut- und Gastvogelart zu. Rost- und Nilgans, die auch Neozoen sind, halten ihre Besuchsbestände, immerhin!

 

Immer wieder werden auch für unser Gebiet zunehmend seltene Arten entdeckt, wie z.B. die Kolbenente, die Brandgans und die Löffelente.

Besonders Bemerkenswert ist, dass der Zwergtaucher sich als Brutvogel endlich etabliert hat. Vor 10 Jahren war daran noch kaum zu glauben. Zu den inzwischen regelmäßig beobachtenden Arten gehört auch der Silberreiher. Vor 5 Jahren war es noch eine Überraschung ihn zu sehen. Er besucht uns nun regelmäßig zur Nahrungsaufnahme. Der weiße Punkt wird in den Ruhrauen immer vertrauter.

 

Zu den Arten, die bei uns erst mehr oder weniger kurz heimisch sind, aber inzwischen zunehmend brüten, gehören Kolkrabe, Uhu und Wanderfalke. Der Turmfalke leidet offensichtlich unter den Beständen der großen Greife, er nimmt ab. Schön ist, dass der Rotmilan zurzeit wohl die größte je geschätzte Anzahl an Brutpaaren hat. Für den immer wieder entdeckten Schwarzstorch besteht Brutverdacht.

 

Die Dohle als Rabenvogel dehnt seine Bestände unaufhörlich weiter aus. Früher konnte ich in Boele viele Jahre hintereinander noch überwinternde und rastende Saatkrähen beobachten, die scheinen aber wohl nun schon länger gar nicht mehr hier aufzutauchen. Die Elster bleibt bei ihrer Bestandsgröße.

Bei den Spechten gibt es erfreuliches anzumerken: der Grauspecht ist wieder aufgetaucht und der Mittelspecht wird offensichtlich hier heimisch. Leider nehmen die Bestände der Kleinspechte nach einer Erholung aber schon länger wieder ab.

 

Zu den wohl auffälligsten Verlierern der Brutsaison gehören jedoch die Feldlerche und der Kiebitz. Beide Arten haben diese Saison keine Brut zustande gebracht. Noch nicht einmal Revierabgrenzungen konnten ausgemacht werden. Auch der Gartenrotschwanz wurde dieses Jahr nicht mehr gefunden. Dieser einst sehr häufige Vogel könnte aber vielleicht doch noch irgendwo eine heimliche Brut gehabt haben. Hoffen wir das einmal. Eine Rückkehr der Nachtigall konnte leider immer noch nicht nachgewiesen werden.

Bei den anderen Singvögeln bleibt bei zahlreichen Arten das entsprechende Niveau wie es war. Allerdings nehmen sehr viele Arten auch ab. Hierbei handelt sich aber sicher weitgehend um natürliche Bestandsschwankungen, die mit dem Klima des Jahres einhergehen. Sowohl auf dem Zug als auch im Brutgebiet treten so stets Veränderungen auf, die sich mit der Zeit wieder regulieren.

 

Hier gibt es jedoch besonders anzumerken, dass der Haussperling offensichtlich wieder etwas zunimmt, der Feldsperling sehr stark zurückgeht und der Stieglitz immer noch häufiger wird. Er ist wohl ein echter Gewinner der Klimaerwärmung. Uferschwalben fanden dieses Jahr einmal wieder keine gefällige Brutröhre. Auch das ist sicher nicht für immer so.

 

Die Bestände der Vogelarten, die einmal von den großflächigen Kahlschlägen des Orkans Kyrill profitiert hatten, nehmen nun wieder ab. Der Orkan wütete vom 18 zum 19.Januar 2007. Riesige Freiflächen sind da in der Landschaft entstanden. Dynamik in der Natur nennt man sowas. Vogelarten wie z.B. Baumpieper, Fitis, Feldschwirl, Neuntöter und Dorngrasmücke profitierten bis vor kurzem davon. Inzwischen sind diese Flächen aber nahezu alle wieder irgendwie mehr oder weniger stark bewachsen, so dass dieser Boom schon wieder beendet ist.